
|
3. Reise vom 10.Aug.2002 bis 12.Dez. 2002 Seite 1
|
|
|
|
|
|
Western Australia
|
10.08.2002 Wiederkehr
“Heute hier , morgen dort ...” Gestern noch in Deutschland und heute, nach 15000 km, auf der anderen
Erdhalbkugel. Ich bin immer wieder fasziniert wie schnell man von einem Kontinent zum anderen reisen
kann.
Welch traumhafte Möglichkeiten bieten sich einem erst, wenn man irgendwann binnen weniger Stunden von
der Erde zum Mond oder gar zum Mars reisen kann. Doch vorerst genügt es mir wieder in Australien zu
sein.
Zur Zeit herrscht Winter auf der Südhalbkugel. Das Wetter in Perth ist gleichzusetzen mit dem
europäischen Frühling oder einem versautem Sommer in Deutschland.
Vom Flughafen bin ich gleich zum Depot gefahren, um meinen Jeep auszulagern. Mich überkam ein wohliges
Gefühl als ich mich hinters Lenkrad setzte. Ohne Umwege fuhr ich direkt auf den gleichen Campingplatz,
von dem ich vor zwei Monaten meine Heimreise antrat.
Mir kommt es vor als ob ich nur eine Woche weg gewesen bin, denn sogar mein Zeltnachbar ist noch
da. Werde ihn heut Abend auf ein Bierchen einladen.
Lange verweile ich nicht hier. Gerade solang um das Auto einzuräumen und die Vorräte aufzufüllen.
Mich zieht es hinaus in die Ferne.
|
14.08.2002 Wieder auf Achse
Was gibt es Schöneres als Morgens von Sonnenstrahlen wach gekitzelt zu werden. Allmählich schwindet
die nächtliche Kühle und der wolkenlose Himmel sagt einen herrlichen Tag voraus.
Der über dem Campfeuer zubereitete Kaffee und Toast schmeckt einfach köstlich. Der Duft von
verbrennendem Holz weckt den "Marlboro Mann" in mir. Der Hauch von Freiheit macht mich unsagbar glücklich.
350 km bin ich gestern gefahren. Die Temperaturen sind merklich angestiegen. Ich freue mich jetzt schon
auf den Abend. Endlich kann ich mich ohne zusätzliche Socken, Hosen oder Shirt in den Schlafsack
kuscheln.
Nach dem Frühstück geht es weiter auf dem Great Northern Hwy mit Ziel Karijini National Park.
Schade das es für die Wildblumenblüte noch zu zeitig ist. Es soll ein einmaliges Erlebnis sein die
sonst so trockenen und staubigen Ebenen in einem bunten Blumenmeer zu sehen. Es ist eben noch nicht
Frühling.
Ein paar Vordrängler lassen das farbenprächtige Naturschauspiel nur erahnen.
|
|
16.08.2002 Karijini National Park
Da keine Urlaubszeit ist hoffte ich auf vereinsamte Wanderwege durch die Schluchten des
Karijini National Parks.
Doch hoffte ich vergebens. Parkplätze und Campingplätze waren fast voll ausgelastet.
Menschen über Menschen. Irgendwo musste ein Nest sein. Schon auf dem Herweg fiel mir der rege Verkehr
in der Region auf.
Ich dachte, wenn ich am Morgen zeitig genug meine Touren starte, noch bevor sich alle anderen auf den
Weg machten, hätte ich vielleicht eine kleine Chance die unberührte Abgeschiedenheit für mich zu haben.
Doch viele hatten den gleichen Gedanken. Fast überall begegnete ich Menschen. Nirgends ein Fleckchen
der Stille. Aus allen Richtungen hallten laute Stimmen wieder.
Ein Landschaftsfoto zu schießen war so gut wie aussichtslos. Zu neunzig Prozent rannte garantiert
ein buntbekleideter Tourist ins Bild.
Ich werde versuchen weiterhin das Beste aus den gegebenen Umständen zu machen.
Spontanes Badevergnügen bieten fast alle größeren Wasserlöcher in den Schluchten der Hamersley Range.
Nur sollte man es sich reichlich überlegen so ohne Abkühlung ins Nass zu springen. Ich spürte es am
eigenen Leibe. Zum einen ist das Wasser eiskalt und zum anderen bläst ein frischer Wind durch die
Schluchten. Eine Erkältung ist somit vorprogrammiert.
|
|
17.08.2002 Wittenoom
Nach dem Besuch der südlichen Seite der Bergkette, von der man aus Zugang zu den wohl bekanntesten
Schluchten hat und deshalb auch die meisten Menschen antrifft, zog es mich weiter zur Hamersley Gorge.
Hier kann man am Eindrucksvollsten sehen mit welcher Kraft die urzeitlichen Gesteinsschichten gehoben
und gefaltet wurden. Ein wahres Paradies für Hobbygeologen.
Habe mich beim Einnehmen der idealen Kameraposition glatt in einen Spinifexbusch gehockt. Dessen
Halmenden sind spitzer als jeder Bienenstachel. Nicht umsonst wird es auch “Stachelschweingras“
genannt.
Entgegen allen Warnungen vor erhöhter Asbestbelastung in dieser Region, ließ ich mich dennoch zu
einem ausgedehnten Ausflug nach Wittenoom, der gleichnamigen Schlucht und den dortigen
stillgelegten Asbestminen hinreisen. Verständlich werden einem die Warnungen wenn man die offenen,
Wind und Regen ausgesetzten, Abraumhalden sieht. Verständlich auch weshalb viele der Touristen einen
großen Bogen um das kleine Städtchen machen. Mittlerweile gleicht der Ort ehr einer Geisterstadt.
Der Boden ist bedeckt vom Asbestmineral und es bedrängt einen das Gefühl des schleichenden Todes.
Nicht auszudenken unter welchen Bedingungen die Menschen hier einst lebten und arbeiteten.
Heute legt kaum einer mehr Hand an und so verfallen Häuser und Einrichtungen zusehends. Die Natur hat
sich aber auch diesen Lebensraum erschlossen. Seltene Vögel finden hier neue Brutreviere und die
Pflanzen gedeihen prächtig. An glasklaren, umwachsenen Teichen kann man herrlich entspannen.
Aber wie gesagt: der Tod zeigt sich hier von der freundlichen Seite.
|
|
19.08.2002 Pilbara
Der rote Staub der Pilbara macht mir ganz schön zu schaffen. Ein aussichtsloser Versuch sich
davor zu schützen. Er kriecht überall hin. Die Augen und die Schleimhäute der Nase sind gereizt. Alles
schmeckt staubig. Wer einmal an einer Ziegelwand ohne Absaugung eine Nut gefräst hat kann sich in
etwa ein Bild machen.
Waschen hilft auch nicht viel. Auf die Dauer habe ich Hände und Gesicht so gut wie gar nicht mehr
sauber bekommen. Egal wie gründlich ich mich wusch, sofort hatte ich ein neues Make up aufgelegt.
In jeder Pore setzten sich die roten Farbpigmente ab und hielten sich hartnäckig.
(Das intensive bis dunkle Rot des Sandes und der Erde entsteht durch den hohen Anteil an Eisenoxid.)
Mit Erreichen des Auski Roadhouses verließ ich wieder die Hamersley Range.
Hier überquerte ich den Great Northern Hwy, um auf einer Gravelroad, die den Namen des
heißesten Ortes Australiens trägt, nach
Marble Bar zugelangen.
Weiter im Norden stoße ich erneut auf den Highway und folge ihm bis nach Broome.
|
|
24.08.2002 Kimberley
Die defekte Lenkhilfe bescherte mir einen verlängerten Aufenthalt in
Broome. Ausgerechnet hier in
Broome. Jeder kennt und schwärmt von dieser Stadt, doch außer ein paar versteinerten Saurierspuren,
die aussehen als ob man sie in einer Nacht- und Nebelaktion mit Hammer und Meißel erschuf, fand ich
nichts Berauschendes.
OK, den Malcolm Douglas Krokodil Park
und den japanischen Friedhof kann man sich schon anschauen,
doch mehr ist wirklich nicht im Angebot.
Heute konnte ich mich endlich wieder auf die Socken machen. Nach einem Kurzbesuch am Boab Prison Tree,
einem Flaschenbaum, der hohl im Inneren zur Unterbringung von Gefangenen diente, sowie in
Derby,
begab ich mich auf die
Gibb River Road.
Nach 126 km bog ich rechts ab und folgte den Wegweisern zu zwei
bekannten Nationalparks.
Um die Schönheiten der
Windjana Gorge zu ergründen,
ist es ratsam sich nur auf den Waderwegen
zubewegen. Am Tage strahlen die Wasserbecken überzeugend Sicherheit und Unbekümmertheit aus
und man möchte sich am liebsten einer Erfrischung hingeben. Aber der Schein trügt.
Am frühen Abend hatte ich das Vergnügen einige nicht ungefährliche Bewohner der Tümpel,
Frischwasserkrokodile, zu Gesicht zu bekommen.
Ein Abstecher von der “Gibb” zu dieser Schlucht lohnt in jedem Fall, zumal ein Camp zum
übernachten einlädt.
Morgen fahre ich noch bis zum
Tunnel Creek und von dort zurück auf die “Gibb”.
|
|
25.08.2002 Gibb River Road Teil 1
Eine Pechsträhne verfolgt mich. Erst die defekte Lenkhilfe und nun musste ich irgendwo in der
Treibstoffzuleitung ein Leck haben. Der Spritverbrauch stieg enorm an und des öfteren roch es
verdächtig nach Benzin. Die nähere Untersuchung ergab, das die Verbindungsmutter zwischen der
Benzinleitung und der Pumpe locker war. Eindeutiger Pfusch der Werkstatt, die alles demontierte um an
die Lenkhilfe zu gelangen. Doch was konnte ich tun? Reklamieren?
Ich brauchte eigentlich nur einen 17er Maulschlüssel, doch mein Werkzeug hatte englische Inch - Maße
und der "Franzose" war zu klobig.
Glücklicher Weise traf ich ein paar junge Leute, die das passende Werkzeug mit sich führten. Nun,
nach erfolgreicher Notreparatur, bleibt die Ungewissheit ob ich es dicht bekommen habe und kein Dreck
in den Vergaser gelangte. Ist mein Auto krank fühle ich mich auch nicht wohl.
So habe ich die Lennard River Gorge nur kurz besucht um ein paar Fotos zu knipsen. Sogar auf
einen Sprung ins kühle Nass habe ich verzichtet.
Die einzig erfrischende Erinnerung an diesen Tag habe ich von dem stockdunklen kühlen Tunnel im
Tunnel Creek NP, den ich auf seiner
Gesamtlänge von 250 m, mit einer Taschenlampe im Anschlag, durchwatete.
Einen 550 km langen Abstecher zu den Mitchel Falls werde ich mir ersparen. Ein Touristenführer,
die beste Quelle für Insidertipps, erzählte mir, dass durch die spärlichen Niederschläge der Regenzeit
nur ein Rinnsal die Wasserbecken auf den Plateaus speist. Schade eigentlich.
Plane ich eben mehr Zeit für die anderen Schluchten ein, die da wären: Bell Gorge, Silent Grove,
Galvin Gorge und Barnett River Gorge.
|
|
27.08.2002 Gibb River Road Teil 2
Die Gibb River Road , die quer durch die Kimberley führt, ist bisher mit Abstand eine der
schlimmsten Gravelroads auf denen ich gefahren bin.
Eine Piste auf der sich arglistiger, reifenkillender Schotter mit fahrwerksmarternden, bis zu 10 cm
hohen Waschbrettrillen abwechselt.
Egal wie schnell man fährt, oder welche Spur man nutzt, es gleicht einem Ritt auf einem Presslufthammer
oder einem Vibrator. Eine unvermeidliche Gegebenheit, die mir heute den Auspuff abriss. Ist nicht
weiter tragisch. Mit ein paar Schweißpunkten wäre der Schaden wieder behoben doch vorerst muss Draht
aushelfen.
|
|
28.08.2002 Freude
Ohne weiteren besonderen Vorkommnisse habe ich die aufreibende “Gibb” bewältigt. Nicht einmal einen
Reifen habe ich eingebüßt. Die Benzinleitung ist dicht geblieben und meine erste größer
Flussdurchfahrt, des zu diesem Zeitpunkt ca. 150 m breiten und 40 cm tiefen Pentecoast River, habe
ich meisterlich genommen. Zwar mit Herzrasen und feuchten Händen aber ohne Krokodile, Untiefen oder
abgesoffenen Motor. Was blieb mir auch anderes übrig ? Etwa 600 km zurückzuckeln?
In Wyndham ließ ich die Auspuffaufhängung schweißen und schaute mich ein wenig im Ort um. Wie in
vielen anderen Orten scheint die Zeit auch hier stehen geblieben zu sein.
Auf dem Great Northern Hwy fuhr ich nach Süden, die Bungle Bungle als nächstes Ziel vor den
Augen.
Auf diesem Streckenabschnitt durchfährt man eine Reihe von Bergketten, deren Hänge, bewachsen mit
Spinifexgras, die Sonnenstrahlen reflektieren und dadurch mit gleißenden Farben beeindrucken. Auch
die Ebenen, die dem Buschfeuer noch nicht zum Opfer fielen, sind vom Stachelgras überzogen und machen
jeden Baum zur Insel.
Man kann es gut mit einem überreifen Kornfeld vergleichen auf dem jeden Moment die Erntemaschinen
hinter kleinen Baumgruppen erscheinen.
|
|
30.08.2002 Purnululu National Park
Was sind eigentlich die
Bungle Bungle`s ?
Eigentlich nichts anderes als ein riesiger zusammengepresster Kieshaufen der zu viel Regen abbekommen
hat. Geformt durch Wasser und Wind entstehen daraus bienenkorbartige Hügelgruppen. Ich hatte
mehr erwartet. Die wahre Pracht der Berglandschaft erkennt man wohl doch nur aus der Vogelperspektive.
Leider überfordert solch ein Rundflug mein finanzielles Budget.
In einigen Schluchten (Gorges) kann man gut nachvollziehen mit welcher unvorstellbaren Kraft und Ausdauer
sich das Wasser (wenn es mal regnet) in Millionen Jahren durch die alten Sedimente schneidet und tiefe
Pools in den Grund schleift. Ausgiebige wanderungen sind ebenfalls möglich, doch da die Entfernungen
recht groß sind bedarf es einer guten Ausrüstung, fester Schuhe und vor allem viel
Trinkwasser.
Die 53 km lange Off Road Zufahrt zum NP ist eigentlich von jedem zu bewältigen.
Vorausgesetzt man fährt einen Geländewagen und nicht, wie ich heute auf dem Rückweg sah, einen zum
Campen umgebauten japanischen Volkswagenverschnitt. Spätestens an der ersten Flussdurchfahrt mit
einer Tiefe von bis zu 60 cm drehen die wieder um.
Mein Lager schlage ich heute Abend auf dem Rastplatz am Highway an den Ufern des Ord Rivers auf.
|
|
03.09.2002 gen Norden
Abgeschnitten von jeglichem Verkehr, mit zerklüfteten Felswänden und mit glasklarem Wasser
präsentierte sich die Saw Pit Gorge, 40 km außerhalb von Halls Creek. Etwas Abseits, in
einem steinigen aber trockenen Seitenarm des gemächlich dahin fließenden Flusses, fand ich ein schattiges
Plätzchen. Keine Frage das an diesem Ort gegen Mittag meine Fahrt endete. Ich konnte einfach nicht
widerstehen baden zu gehen. Begleitet von Vogelzwitschern und Insektensummen erfrischte ich mich im
kühlen Nass.
Als sich der Tag dem Ende neigte beherrschten Frösche und Zikaden die Geräuschkulisse, denen ich im
Schein meines Lagerfeuers lauschte. Nichts störte den Frieden der Nacht. Keine Menschenstimmen,
keine Motorengeräusche, kein Flugzeuglärm hoch oben am Himmel. Nur der Schein und das Knacken des
brennenden Holzes verriet meine Anwesenheit.
Am nächsten Tag fuhr ich die 450 km auf der Duncan Road in einem Ritt durch. Gelegenheit für
einen längeren Stop oder zum Übernachten gab es reichlich,
doch traten in letzter Zeit häufiger Startschwierigkeiten auf. Zu allem Übel versagt die reparierte
Lenkhilfe ihren Dienst wieder und leckt an der Welle. Die Angst vor einer Panne trieb mich vorwärts.
Ab dem Abzweig zum Buntine Hwy bis zum Victoria Hwy (270 km) kamen mir gerade mal drei
Fahrzeuge
entgegen. Warum das Glück herausfordern, auch wenn ich voll ausgerüstet bin.
Auf dem Victoria Hwy ist die Chance auf Hilfe im Falle eines Falles, bedeutend größer.
|
|
|